Unterwegs im Thüringer Schiefergebirge - Klettern, Stollen und Lost Places

Das Thüringer Schiefergebirge bietet dem ambitionierten und unternehmungslustigen Geschichtstouristen und Wanderer eine Menge. Vor einiger Zeit widmete sich hier ein Blogbeitrag dem Städtchen Lehesten und dem berühmten Lost Place Oertelsbruch. In direkter (nördlicher) Nachbarschaft zu Lehesten befindet sich die Einheitsgemeinde Probstzella, die aus 20 Ortsteilen besteht. Auf ihrer Flur gibt es zahlreiche Objekte, die als Zeitzeugen die (halb-) vergessene Bergbautradition dokumentieren. Einige Objekte waren während der Zeit des Zweiten Weltkrieges - wie auch der Oertelsbruch - Ziel der Verlagerung von wichtigen Produktionsanlagen in geschützte Gebiete.

Im heutigen Landkreis Saalfeld-Rudolstadt soll es etwa 30 solcher Bauwerke und Anlagen gegeben haben. Die meisten davon waren unterirdisch gelegen und mit einem Decknamen versehen. Systematisch wurden damals aktive und stillgelegte Bergwerke auf Ihre Eignung hin geprüft und unter größter Geheimhaltung für die Kriegsproduktion genutzt. Nach dem Kriegsende wurden die meisten Objekte gesprengt und sind heute somit unzugänglich.

Mit Hilfe einiger Geocaches auf der Flur von Probstzella kann man zumindest einen Eindruck von der jüngsten Zeitgeschichte erhalten. Mit einer kleinen Klettereinlage kann der geübte Wanderer das nahe Zoptetal überblicken und sich auf das Kommende physisch und psychisch vorbereiten. Bis 2012 gab es mindestens 4 Geocaches in unmittelbarer Nähe, die in unterirdische Objekte führten:

Da die Beschreibung zu den Geocaches verschlüsselt und die Koordinaten nicht ohne Weiteres verfügbar sind, sollen die nachfolgenden Bilder genügen, um ein paar Eindrücke der Objekte zu vermitteln. Ohne geeignete Ausrüstung ist von einer Begehung der Objekte dringend abzuraten, da hier an einigen Stellen hohe Abbruchkanten, vor allem im Übergang zu den Hohlbauen vorhanden und die Sturzhöhen lebensbedrohlich sind.

Einen weiteren Einblick in die Bergbaugeschichte erhält man mit der Lost Place Tour auf dem Kolditzberg. Der Geocache führt zu einem verlassenen Kinderferienlager auf den Kolditzhalden. In diesem Ferienlager verbrachten bis zur Wende viele Kinder aus der Umgebung von Probstzella ihre Sommerferien und lernten hier bei herrlichem Ausblick das Schwimmen. Der Zahn der Zeit hat den Gebäuden schwer zugesetzt. Unter anderem sind Teile der Dächer eingestürzt. Zusätzlich waren auf dem Gelände Holz- und Schrottdiebe unterwegs und haben die Treppe der Baracke entwendet. Im Obergeschoss befand sich damals das "Schneewittchenzimmer", in dem die jüngsten Mädchen schliefen. Des Weiteren befindet sich auf dem Gelände ein Steinhaus, in dem eine Küche, der Speisesaal, Toiletten sowie Wasch- und weitere Schlafräume untergebracht waren. Direkt hinter dem Steingebäude befindet sich ein offener Stollen, der mit entsprechender Ausrüstung und Erfahrung zu einer Begehung einlädt. Im Norden dieses Stollens liegt ein weiteres Objekt, das mit Hilfe des Geocaches GC1RWHQ erkundet werden kann.

Im Anschluss kann die Lost Place Tour zu einer alten Bergmannssiedlung fortgesetzt werden, von der nur noch Überreste zu sehen sind. So lassen sich ein alter Gewölbekeller aus Schiefer, einige Mauern, ein Grenztor und ein verfallenes Wohnhaus entdecken. Danach wartet der letzte, kleine Hohlbau auf einen Besuch. Der "Weg" dorthin ist wunderbar beschwerlich. Man kraxelt größtenteils über steile Halden zum Objekt empor. Die Aussicht ist dafür Lohn für all den Schweiß und - wenn man Glück hat - findet man altes Bergbau-Equipment.

Quellen

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