Lost Place: Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann (SKET)

"Magdeburg gilt als Wiege des Maschinenbaus in Deutschland." So liest man es auf der Website der heutigen SKET GmbH. Das Unternehmen ist mit einer bewegten Geschichte aus dem ehemaligen Schwermaschinenbau-Kombinat "Ernst Thälmann" (kurz SKET) hervorgegangen. Im Jahre 2009 beschäftigte die Gesellschaft stolze 417 Mitarbeiter. Im Vergleich dazu waren 1989 über 30.000 Menschen im Industriekombinat tätig. Nach der Wende ging die Zahl der Mitarbeiter in den 18 Betriebsteilen massiv zurück. 1990 arbeiteten nur noch 19.000 Personen für das SKET und nach weiteren Umstrukturierungs- und Optimierungsmaßnahmen waren es Ende 1991 nur noch 7.900 Angestellte.

Im SKET fertigte man u.a. Hebezeuge, Zement- und Speiseölgewinnungsanlagen sowie Aufbereitungs- und Walzwerkstechnik. Zur Zeit des 2. Weltkrieges wurde unter dem Industriellen Krupp kräftig in der Rüstung mitgemischt. Dies führte zum Kriegsende zu einer nahezu vollständigen Zerstörung des Werksgeländes. Etwa die Hälfte der Anlagen und Unterlagen, die noch übrig waren, wurden von der sowjetischen Besatzung demontiert, eingepackt und abtransportiert. Die andere, kaum brauchbare Hälfte verblieb an Ort und Stelle. Trotz alledem entwickelte sich das Werk zu einem der größten Kombinate der ehemaligen DDR. Fun Fact: 1988 übernahm das SKET im Rahmen der Konsumgüterproduktion die Entwicklung eines Heimcomputers. Dabei entstand der "HCX-80", der bis zur Produktionsreife gebracht wurde. Die Null-Serie umfasste 20 Geräte. Zur Serienproduktion kam es (leider?) nicht mehr.

Der Produktionsstandort zwischen der Freien Straße und der Salbker Straße wurde 1996 aufgegeben. Dieses gut 40 Hektar umfassende Gelände war damit für Sprayer, Urbexer und seit 2011 auch für Geocacher "freigegeben". Der Lost Place Cache "BND vs. VEVAK - ein Agentenkrimi" (GC1JG08) führte ausgiebig und eindrucksvoll über das Gelände. Dabei ging es durch die riesige Werkshalle an der Salbker Straße. Man bewegte sich über den Dächern Magdeburgs, in dunklen Aufzugsschächten und in muffigen Kellern. Im Gebäude an der Freien Straße watete man dann mit Gummistiefeln zum grandiosen Finale: eine große Munitionskiste mit elektronischem Zahlenschloss und einer wie wild "tickenden" Bombe. Ein weiteres Highlight war der in großen Teilen erhaltene technische Kontrollraum.

Bereits im Juni 2010 wurde die Erschließung des brachliegenden SKET-Geländes beschlossen. Bis dato wurden lediglich kleine Areale genutzt. Im Südosten befindet sich der SKET Industriepark und im Nordwesten das Technikmuseum Magdeburg. Letzteres wurde 1995 in einer ehemaligen Produktionshalle angesiedelt und umfasst eine Ausstellungshalle mit 2.000m² Fläche. Erst im Jahre 2012 wurde mit dem Abriss der alten Gebäudeteile begonnen und dauerte bis 2013 an. Aufgrund einiger nicht näher benannter Probleme wurde der Agentenkrimi in diesem wunderbaren Lost Place in Sachsen-Anhalt im August 2012 archiviert. Zu diesem Zeitpunkt rollten bereits die Planierraupen und Bagger über das Gelände und schafften Platz für eine Straßenverbindung zur Ansiedlung neuer Gewerbe.

Quellen und weiterführende Informationen

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