München ist in Thüringen und das schon seit 1115. Das Dorf mit seinen 97 Einwohnern liegt im Ilmtal und ist ein Ortsteil von Bad Berka. Seit einigen Jahren erfreut sich die Gemeinde über stetigen Besuch von Urbex und Lost Place Fans, Geocachern, Paint Ballern, Sprayern und Vandalen. Grund hierfür ist die seit 1992 leer stehende Sophienheilstätte.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf dem heutigen Areal eine Waldschlafstätte für Tuberkulosekranke - mit Unterstütztung der großherzoglichen Familie - eröffnet, die zu Beginn mit Hängematten ausgestattet war. Später wurden Holzhütten errichtet. Die Patienten unterzogen sich selbst im Winter bei Minusgraden einer Frischluftkur ohne jegliche medikamentöse Behandlung. Schon bald wurde die Sophienheilstätte großzügig erweitert und mit leistungsstarken Röntgenapparaten und anderen modernen medizinischen Geräten ausgestattet. 1925 entwickelte sich die Heilstätte zu einer thoraxchirurgischen Klinik. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Klinik bereits 200 Betten.
Während des zweiten Weltkriegs blieb die Sophienklinik von der Zerstörung verschont, allerdings versuchte die sowjetische Militäradministration 1954 die Klinik zu beschlagnahmen und in ein Seuchenlazarett für sowjetische Soldaten umzuwandeln. Zur selben Zeit wurde schon fleißig auf der Harth in Bad Berka am Zentralklinikum gewerkelt. Durch die zusätzliche Kapazität (570 neue Betten), aber auch durch die Eindämmung der Tuberkulose konnte sich die Klinik neuen Schwerpunkten widmen und wurde so 1966 als fünftes Herzzentrum der DDR anerkannt. In den 1970er Jahren entstanden Abteilungen für Urologie und Orthopädie. Doch dann kam die Wende...
Seit 1994 steht das Objekt zum Verkauf. Es locken ein Hauptgebäude mit 10.375 m², zahlreiche Nebengebäude und ein riesiges Grundstück. Alles in allem 223.476 m², wobei das meiste Forst sein dürfte. Gleich neben der Klinik wohnen etwa 50% der Einwohner Münchens, zum Teil in 5-stöckigen Blöcken. Irgendwie grotesk.
Dieser ständigen Beobachtung der Anwohner trotzend, strömen stetig kleine Gruppen nach München und suchen sich ihren Weg in das Gebäude. Zahlreiche Maßnahmen wurden bereits unternommen, um die Störenfriede von diesem bekannten Lost Place in Thüringen fernzuhalten. Da helfen nicht einmal vernagelte Fenster, verrammelte Türen und mit Müll verschlossene Versorgungstunnel oder ein regelmäßig patrouillierenden Wachschutz. Immer wieder dringen diese Gruppen - mit sehr unterschiedlichen Zielen - in das Gebäude ein. Über die Jahre wurden so ziemlich alle Einrichtungsgegenstände entwendet und hunderte Scheiben eingeschlagen. Nicht vergessen werden dürfen auch die Schrottdiebe, die hier ganze Arbeit geleistet haben.
Ungeachtet dessen ist das Gebäude nach wie vor sehr imposant und flösst dem Besucher Ehrfurcht und vielleicht sogar ein bisschen Angst oder gar Schrecken ein ;)
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