Mehrtagestour Inn: Vom Engadin bis Innsbruck

Die schroffe Ardezer Schlucht ist ein ungeschliffenes Wildwasserjuwel. Für Wanderer unzugänglich, starkes Gefälle, fette Schieferblöcke im gesamten Flussbett, enge Durchfahrten, der rückläufige „Himmelsgucker“, dicke Walzen und der – für Normalos – unbefahrbare Bockschlitz. Hier schießt ein Großteil der Wassermassen durch einen unterspülten und siphonierten Schlitz. Kaum zu glauben, dass das gruselige Teil bereits 1974 – von Rüdiger Bock – erstbefahren wurde. Und plötzlich bin ich mit meinem vollgestopften Creeker mittendrin. Nein, nicht im Siphon, sondern in der Schlucht. Gut 20kg an Ausrüstung und Verpflegung habe ich in das Heck meines Black Jacks gezwängt. Vor wenigen Stunden sind wir an diesem verregneten Septemberwochenende zu siebt aufgebrochen, um den wilden Inn von Larvin im Engadin bis Innsbruck zu bezwingen. Von Freitag bis Sonntag wollen wir knapp 160km und 830Hm auf dem Inn zurücklegen, wobei uns wildwassertechnisch sehr abwechslungsreiche Flussabschnitte in allen Schwierigkeitsgraden erwarten. Organisiert ist das Ganze von den krassen Wildwasserenthusiasten von Source2Sea. Unser abenteuerlicher Multi Day Trip auf dem Inn beginnt relaxt mit der Giarsun Schlucht und für drei von uns geht es direkt weiter mit der Ardezer.

Während ich mich fast um einen Stein wickle, staune ich über die Trägheit und fehlende Wendigkeit meines knackevollen Bootes. Den dichten Regen nehme ich nicht mehr wahr, die Kälte an meinen Händen ebenso wenig. Konzentriert folge ich meinem Vorfahrer Bernie und setze teilweise zu viel Kraft ein, um die Linie zu treffen. Das gelingt mir nicht immer und ich fühle mich wie ein mieser Anfänger. Der erste aufregende Kilometer liegt bald hinter uns. Die Schwierigkeiten nehmen weiter zu. Wir boofen kurz vor der schwersten Passage, die am Bockschlitz endet, in ein Kehrwasser rechts. Kurze Abstimmung. Große Augen meinerseits. Während Bernie noch zwei weitere, rückläufige Stufen der sogenannten „Bobbahn“ hinunterhämmert, traversiere ich zum gegenüberliegenden Kehrwasser an einer kleinen Kiesbank. Anne schließt zu mir auf und wir wuchten schnaufend unsere 45kg schweren Boote auf unsere rebellierenden Schultern. Gut 200m müssen wir im unwegsamen Gelände über grobes Blockwerk und dicke Wurzeln steigen. Selbst hier habe ich mein Boot samt Paddel kaum im Griff. Mal schleife ich über die scharfkantigen Felsen und lasse pinkes Plastik zurück, mal fädele ich meine Ausrüstung im Geäst ein und werde jäh gebremst. Spätestens jetzt frage ich mich: Warum bin ich eigentlich hier? Wieso tu ich mir das an?

Auf Anhieb fallen mir drei gute Gründe ein, die mich sofort straffen und mein Mimimi vergessen lassen:

  • Ich bin Teil einer grandiosen Kajak-Expedition, die so ziemlich alle Inn Schluchten befahren will. Feinstes Multi Day Tripping im Selbstversorgerstil. Und das mitten in Europa.
  • Ich darf drei Tage am Stück im Boot sitzen und paddeln, ohne mich groß um Logistik kümmern zu müssen. Dabei darf ich so viele Abschnitte und Kernstellen wie möglich befahren, oder – anders gesagt – ich will so wenig wie möglich umtragen. Welch wunderbar ambitioniertes Ziel!
  • Ich darf die beiden Wuchtwasserabschnitte der Finstermünzer und Landecker Schlucht erleben. Ende 2021 ist hier wegen einer neuen Kraftwerksstufe spätestens Schluss.

Das Abenteuer ruft!

Außerdem habe ich mich für eine fette Kajak Expedition in Peru angemeldet. Ende November wollen wir mit Source2Sea und der restlichen Crew für 10 Tage auf dem Marañón – dem größten Quellfluss des Amazonas – unterwegs sein. Wie es sich gehört, werden wir auch dort unser gesamtes Gepäck im Boot verstauen und auf keine Rafts zurückgreifen. Bis dato bin ich – wie die meisten anderen auch – noch nicht mit Ausrüstung gepaddelt. Erst im April habe ich begonnen, mit Sandsäcken im Boot zu trainieren. Auf Flachwasser.

Obendrein finde ich an unserem kleinen Abenteuer den Befahrungsstil besonders reizvoll. Das Auto spielt dabei keine große Rolle. Bei unserer Gruppenstärke reicht – trotz breiter Schultern –theoretisch ein T6, mit dem wir die 151km vom Kanu Center Innsbruck bis zum Einstieg hinter Larvin fahren. Auf dem Anhänger sind unsere Boote, Paddel und die gesamte Ausrüstung verstaut. Bevor wir einen Flussabschnitt befahren, finden wir eine Person, die gerade nicht paddeln will (Hunger, Pippi, müde). Diese Person fährt den Bus bis zum vereinbarten Ausstieg und wartet auf die Gruppe. So ziehen wir das Auto parallel bis zum Schotterparkplatz am Ende der Imster Schlucht mit. Ab da paddeln wir alle bis Innsbruck und brauchen für nur 51km ein zweites Fahrzeug fürs Umsetzen. In der Summe ergibt das 404km, die wir dem Auto rumstinkern müssen. Demgegenüber stehen 1.000 Paddelkilometer, unter der Annahme, dass alle von uns 90% der geplanten Strecke mit dem Boot zurücklegen. Die Anreise kannst Du zum Teil mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen, wobei Du von Landeck bis Scuol auf den Postbus angewiesen bist. Meine Anfrage bei @PostAuto via Twitter ergab, dass ein Creeker eher nicht als Handgepäck durchgeht und damit ein Transport wohl unmöglich sei. Also ganz ohne Auto scheint es nicht zu gehen. Hast Du Bock, es auszuprobieren? Ich bin gespannt auf Dein Feedback!

Wildromantisches Biwakieren am Fluss

Worauf ich mich so richtig freue, ist das Biwakieren direkt am Fluss. Offiziell kommt für uns nur ein Zeltplatz in Frage: das „Camping Via Claudiasee“. Das paddlerfreundliche Camp liegt unmittelbar an der stark befahrenen B180 am Ende der Finstermünzer Schlucht. Unser dürstet es allerdings nach Ruhe und Abgeschiedenheit, eine warme Dusche brauchen wir schon lange nicht, weshalb wir uns für wildes Campieren an der mittelalterlichen Gerichtsstätte Altfinstermünz inmitten der Finstermünzer Schlucht entscheiden. Die zweite Nacht verbringen wir bei Roppen auf der Häfte der Imster Schlucht. Hier findest Du am linken Ufer einen herrlichen Strand, Picknick-Bänke, öffentliche Toiletten und eine große, schattige Wiese. Den Ortsbürgermeister haben wir im Vorfeld informiert.

Um das Abenteuer noch etwas herausfordernder zu gestalten, sucht uns ein Tiefdruckgebiet heim. Zwar hört es in den Abendstunden auf zu regnen, dafür ist alles durchweicht und die einstelligen Temperaturen lassen uns am Lagerfeuer näher zusammenrücken. Mit einbrechender Dunkelheit schälen wir uns aus unseren Trockenanzügen (wehe dem, der keinen hat) und verkriechen uns in unsere Daunenschlafsäcke. So richtig garstig wird es am Sonntag. Der Tag beginnt mit ergiebigem Landregen, der unseren Haferschleim massiv verdünnt. In den Vormittagsstunden sinkt die Temperatur auf garstige 3°C. So paddeln wir stumm bei Schneetreiben und Gegenwind bis Innsbruck. Bernie postet derweil fleißig auf Instragram, wo man uns von der Couch aus wärmende Anerkennung sendet.

Ade Finstermünzer und Landecker!

Bis zu dieser Kajak-Expedition habe ich mich nur wenig mit dem Inn befasst und paddelte ausschließlich österreichische Abschnitte. Wie dumm! Der Inn entspringt im östlichen Graubünden am Piz Gravasavas und mündet nach 517km in Deutschland in die Donau. Er gilt als einer der wasserreichsten und längsten Alpenflüsse, der u.a. von 823 Gletschern gespeist wird und zu dessen Einzugsgebiet der 4.049m hohe Piz Bernina zählt (der einziger 4.000er der Ostalpen). Seit gut 100 Jahren hat der Mensch den Inn durch Verbauungen und Begradigungen strukturell maßgeblich umgestaltet. Mittlerweile existieren 24 Wasserkraftwerke entlang des Flusses. Als Nummer 25 wird Ende 2021 das Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) ans Netz gehen. Kurz vor der Finstermünzer Schlucht entsteht eine 15m hohe Wehranlage, die auf einer Länge von 2.600m 500.000m³ Wasser sammelt. Von hier aus werden bis zu 75m³/s über einen rund 23km langen Stollen zu einem Krafthaus zwischen Prutz und Ried geleitet. Die Jahreserzeugung soll bei ca. 414GWh liegen.

Bauherr ist die TIWAG-Gruppe. Selbst wenn Du nicht in Tirol wohnst, kennst Du die TIWAG eventuell aufgrund der wiederkehrenden Vorwürfe wegen Untreue und Korruption. Vielleicht erinnerst Du Dich auch an die wahnwitzigen Cross-Border-Leasinggeschäfte (CBL), die die TIWAG Anfang der 2000er tätigte. 2003 hatte die TIWAG 14 ihrer 15 größten Anlagen an einen amerikanischen Trust verkauft und damit die Kontrolle aus Tiroler Hand gegeben. 2004 erklärten amerikanische Steuerbehörden CBL zu rechtswidrigen Scheingeschäften, die 2008 vollends verboten wurden. Seitdem träumt die TIWAG in einem vereinten Europa ihren Traum der Tiroler Energieautarkie und verfolgt ihn ohne auf Expertise und Nöte von unabhängigen Experten / Wissenschaftlern, Umweltschutzorganisationen und Bürgern zu hören. Dabei riskiert sie bewusst Menschenleben, wie bspw. beim Betrieb der künftigen Wasserkraftanlage an der Oetz.

Die TIWAG sichert dem Flussabschnitt unterhalb des GKI „an extrem heißen Sommertagen“ (Du erinnerst Dich, dass der Inn von 823 Gletschern gespeist wird?) 10m³/s zu und garantiert im Winter 5,5m³/s. Betrachtest Du den Pegel Martinsbruck über die letzten 12 Monate, so wirst Du sehen, dass nur von Mai bis Anfang Juli Mittelwasser (90m³/s) erreicht wird. Im restlichen Sommer führt die Finstermünzer im Schnitt 40m³/s und der Pegel kann – aufgrund der Wasserkraftwerke oberhalb – stark schwanken. Da das GKI bis zu 75m³/s ableiten darf, werden die darunterliegenden Flussabschnitte die meiste Zeit des Jahres lediglich die Mindestabgabemengen enthalten. Abgesehen von den ökologischen Folgen bedeutet das für uns Wassersportler das Aus für die Finstermünzer, die Tösener und die Landecker Schlucht. Als nächstes geht es der Imster Schlucht an den Kragen. Ein 14km langer Stollen soll bis zu 85m³/s bei Imst ableiten und auf Höhe Haiming verstromen. Zusätzlich ist seit Jahren ein Kraftwerk an der Sanna – einem Zufluss des Inn, der bei Landeck mündet – in Planung. Aktuell liegt das Projekt auf Eis. Wird es umgesetzt, ist auch diese Wildwasserperle Geschichte.

Das Finstermonster

Als ich mein Boot am markanten Felsriegel hinter dem Bockschlitz wieder zu Wasser lasse und umständlich einsteige, spielt das ignorante, verantwortungslose und asoziale Handeln der TIWAG keine Rolle. Konzentriert und mit einem Lächeln im Gesicht bewältige ich die nächsten anspruchsvollen Stellen. Ich bin wesentlich entspannter, haue einen für meine Verhältnisse ordentlichen Boof am Himmelsgucker raus und fliege über die Walzen von Klein-Sambesi. Wenig später sind wir wieder vollzählig und genießen das einfache Wildwasser der Scuoler Strecke. Leider passt der Pegel für die Martina nicht, weshalb wir unsere Boote aufladen und zur Finstermünzer Schlucht mit dem Auto fahren müssen. Durch die Großbaustelle des GKI ist es mittlerweile sehr schwierig, überhaupt einen Einstieg zum tief eingeschnittenen Flussbett zu finden.

Wir buckeln die schweren Boote über einen großen Platz, der sich hinter der Lawinengalerie befindet und möglicherweise zur Baustelle des GKI gehört. Entsprechende Schilder oder Absperrungen entdecken wir keine. Das Ufer des Inn ist hier dicht bewachsen und steil, weshalb wir uns gegenseitig zur Hand gehen. Dann sitzen wir endlich wieder in unseren Creekern und rasen bei steigendem Pegel auf die erste Kernstelle nach der Einmündung des Stillebachs zu. Die anspruchsvolle Einfahrt umtragen wir rechts, rocken aber die wuchtige Ausfahrt, rechts vorbei an einem fetten unterspülten Felsblock.

Wenig später gelangen wir zur zweiten Kernstelle: hinter einer wuchtigen, technisch einfachen Linkskurve beginnt einer langer, mit Walzen durchsetzter Katarakt. Am Ende steht das berühmte „Finstermonster“, das je nach Wasserstand als Welle oder Walze ausgeprägt ist. Wir landen rechts an und bestaunen die Wasserwucht, samt der unzähligen Bäume, die sich rechts am Finstermonster verkeilt haben. Kapital! Und gruselig. Während die eine Hälfte unserer Gruppe sich mutig in die Fluten stürzt und gekonnt das Finstermonster abreitet, traversieren wir mit unseren schweren Booten kräftezehrend den steilen und rutschigen Hang. Nach ein paar weiteren, deutlich einfacheren Schwällen erreichen wir Altfinstermünz und schlagen am linken Ufer gut 150m flussaufwärts von der überdachten Brücke unser Lager auf. Gut gelaunt kochen wir einen Haufen Nudeln und sammeln Holz, so dass der gute Reini uns ein gemütliches Lagerfeuer entfachen kann. Doch lange sitzen wir nicht, denn die Anstrengungen des Tages lasten schwer auf unseren Lidern.

Die Braut

Früh schälen wir uns aus unseren Zelten und bereiten ein schnelles Frühstück. Die Trockenanzüge haben wir unter die Brücke gehangen, um sie vor dem Regen zu schützen und nicht mit ins Zelt nehmen zu müssen. Von der Ferne schaut es so aus, als hätten wir eine Reihe Lobbyisten Vagabunden unter dem Dach der Brücke aufgeknüpft. Während ein Teil den wuchtigen Schwall hinter Altfinstermünz auskundschaftet, bauen wir flink das Camp ab und hüpfen wie junge Hirsche und Hirschinnen in unsere Creeker. Während wir Richtung Brücke treiben, taucht eine stattliche Hochzeitsgesellschaft samt hübscher Braut und stolzem Bräutigam auf der Brücke auf. Alle winken grenzdebil dem jungen Paar und geben beste Wünsche mit auf den Weg.

Ein paar Sekunden später verschwinden wir im Schwall, umfahren tiefe Löcher und verheerende Walzen. Viel zu schnell ist das Spektakel vorbei und die Kajetansbrücke bei Pfunds erreicht. Diesmal bin ich an der Reihe, den Bus zum Ende des nächsten Abschnittes zu befördern. Darüber bin ich auch nicht traurig, denn die Tösener Schlucht mag ich – trotz der neckischen Prallwand bei Tösens – am wenigsten. Da hier der Flachwasseranteil überwiegt, habe ich genug Zeit, um in Pfunds noch etwas für die Gruppe einkaufen zu gehen. Aufgrund des hohen Pegels entschließen wir uns dazu, die anspruchsvollen Inn Shoots auf der Landecker Schlucht nicht zu befahren. Nachdem wir die Boote aufgeladen haben, wollen wir durchstarten. Doch irgendwie kommen wir nicht so richtig los. Da helfen nur mehr Gas und das geübte Spiel mit der Kupplung. Und dann macht es plopp, das Auto ist am Rollen und mein Helm, der unbeobachtet unter das Vorderrad gerollt ist, ist platt wie eine Flunder. Zum Glück hat Source2Sea immer eine rettende Idee, so dass wir alle geschützt weiter paddeln können.

Ja, wir hatten Pech mit der Martina. Doch dafür kommen wir in den seltenen Genuss, die Landecker bei fett Wasser paddeln zu dürfen. Wenn Du denkst, dass die Imster Schlucht geil ist, dann bist Du noch nicht auf der Landecker gewesen. Die ist wie die Loisach, nur… ne, Quatsch beiseite: riesige Wellen und die eigentliche Schlucht ein wunderbar wuchtiges Inferno. So hat es mich in meinem Leben noch nicht durchgeschüttelt. Halleluja! Zur Krönung besorgt unser Shuttle Bunny bei Lex-Mex Pizza in rauen Mengen, die wir uns direkt an der Sanna-Mündung schmatzend schmecken lassen. Sicherlich haben wir mit dieser Aktion ein wenig gegen die Ideologie einer Expedition verstoßen, doch der folgende, lange und wenig aufregende Flachwasserabschnitt bis Imst benötigt durchaus etwas Motivation. Die Imster Schlucht zeigt sich ebenfalls von ihrer besten Seite, so dass wir mit einem dicken Grinsen im Gesicht Roppen erreichen. Während ein Teil von uns versucht, mit nassem Papier nasses Holz zu entzünden, bereitet der Rest der Gang das Camp und Abendessen. Stolz und leicht aufgekratzt lassen wir am Lagerfeuer den wilden Tag Revue passieren und gönnen uns bald eine tüchtige Mütze Schlaf. Kaum zu glauben, dass wir heute 60km gepaddelt sind.

Die Bäckerei

Am dritten Tag der Expedition sind die wildwassertechnischen Ansprüche eher gering. Ein Stück spritzige Imster Schlucht liegt noch vor uns. Doch ab Haiming wird es immer ruhiger, bis der Inn nur noch seicht und breit dahinströmt. Damit es auf den 50km nicht zu langweilig wird, sinken die Temperaturen weiter ab Richtung Gefrierpunkt. Der morgendliche Dauerregen wird zum Schneeregen. Eisiger Wind peitscht uns ins Gesicht und erschwert unser Vorankommen auf dem mühsamen Flachwasserabschnitt. Die Berge um uns herum sind in Wolken gehüllt, doch pünktlich bei unserer Ankunft in Innsbruck präsentiert sich die verschneite Nordkette. Wir sind harte Hunde! Aber ehrlich gestanden, hätte ich es ohne den kulinarischen Zwischenstopp in Zirl nicht gepackt. Tropfend und sacht schlotternd statten wir dem „Baguette“ – das direkt am rechten Innufer liegt – einen Besuch ab. Hungrig kaufen wir allerlei Leckereien und ziehen dann bis zum Kanu Center Innsbruck durch. Nach dem obligatorischen Foto, Respektsbekundungen und High Fives heißt es Abschied nehmen. Uns steht nach dem Verladen noch gut 5h Autofahrt bevor. , doch mit viel Gesprächsstoff und Auswertungsbedarf vergeht die Zeit wie im Flug.

Würde ich es wieder machen?

Auf jeden Fall. Und siehe da: im September 2020 hat Source2Sea den Multi Day Trip erneut im Programm und selbstverständlich sind wir auch wieder mit dabei. Mittlerweile liegen unsere Kajak-Expedition in Peru und viele weitere spannende Befahrungen – u.a. in Norwegen – hinter uns. Mit besserer Technik und optimierter Beladung ist der diesjährige Trip ein ganzes Stück entspannter. Wir haben Glück mit den Pegeln und können so ziemlich jeden Abschnitt befahren, selbst Martina und die Inn Shoots. Wobei wir hier zu wenig Wasser haben und die Hälfte im fiesen Gelände umtragen müssen.

Unser erstes Camp liegt diesmal auf halber Strecke der Martina. Wir können am nächsten Morgen bis zum GKI paddeln und kurz vor der Lawinengalerie im steilen und dicht bewachsenen Hang zum Inn mühsam absteigen. Die Boote nehmen wir ans Cowtail und lassen sie kontrolliert abrutschen. Wie 2019 umtragen wir die Einfahrt der ersten Kernstelle und setzen unterhalb wieder ein. Das Finstermoinster gönnen wir uns dafür alle. Der zweite Tag ist ein ziemlicher Konditionsbolzen: knapp 80km spülen wir uns auf dem Inn hinunter. Und natürlich gibt es, als Motivationsschub, auch wieder Pizza von Lex-Mex.

Das Wetter ist diesmal bei weitem freundlicher, so dass wir abends das Campleben ausgiebig genießen können. 2021 soll es den Multi Day Trip ein letztes Mal geben. Meine Empfehlung an Dich: gönn es Dir! Es ist ein unvergessliches Abenteuer direkt vor Deiner Haustür.

Details zum Multi Day Trip auf dem Inn 2020

  • Tag 1 - 4.9.
    • Strecke auf brouter.de
    • Höhenunterschied: -314Hm
    • Übernachtung: N 46°49'54.1" E 10°24'03.2"
    • 11 Uhr: Giarsun Schlucht, 25,3m³- gutes Niedrigwasser
    • 13 Uhr: Ardezer Schlucht, 24,8m³ - knapp Mittelwasser
    • 15 Uhr: Scuoler Schlucht, 23,1m³ - knapp Mittelwasser
    • 16 Uhr: Martina: 66,3m³ - unter Niedrigwasser
  • Tag 2 - 5.9.
    • Strecke auf brouter.de
    • Distanz: 77,4km
    • Höhenunterschied: - 391Hm
    • Übernachtung: N 47°13'34.1" E 10°49'31.7"
    • 9:30 Uhr: Finstermünzer Schlucht, 49,7m³ - gutes Niedrigwasser
    • 11:30 Uhr: Tösener Schlucht, 55m³ - gutes Niedrigwasser
    • 13:00 Uhr: Landecker Schlucht, 29m³ - unter Niedrigwasser
    • 17:00 Uhr: Imster Schlucht, 140m³/ 238cm - mittleres Niedrigwasser
  • Tag 3 - 6.9.
    • Strecke auf brouter.de
    • Distanz: 53,9km
    • Höhenunterschied: -123Hm

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